Präsident
des Gesamtverbandes der Personaldienstleister e. V. (GVP)
Christian
Baumann
Mit
der Verschmelzung des Bundesarbeitgeberverbandes der
Personaldienstleister (BAP) und des Interessenverbandes Deutscher
Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) zum Gesamtverband der
Personaldienstleister (GVP) hat die Branche eine neue Ära der
Personaldienstleistung in Deutschland eingeläutet. Mit dem
einhelligen Votum der zusammen rund 5.600 Mitgliedsunternehmen
wurde das Fundament für eine Institution gelegt, die nun mit
einer Stimme für einen kompletten Wirtschaftszweig spricht. Damit
öffnen sich ganz neue Dimensionen nicht nur in der Kommunikation
nach innen und außen, sondern es ergeben sich auch innovative
Perspektiven für künftige Betätigungsfelder. Das war ein ebenso
notwendiger wie überfälliger Schritt, um sich kommenden und
aktuellen Aufgaben zu stellen. Seien es drohende sektorale Verbote
der Zeitarbeit in anderen Branchen, das veraltete Schriftformgebot
oder das Verbot von Zeitarbeit für Drittstaatsangehörige: Der
Wirtschaftszweig der Personaldienstleistung hat nun ein ganz
anderes – höheres – Gewicht und eine wesentlich lautere
Stimme bei der Vertretung der Interessen seiner
Mitgliedsunternehmen. Weiterer Pluspunkt: Zeitraubende Absprachen
zwischen den Verbänden – auch und vor allem bei
Tarifverhandlungen mit den Sozialpartnern – sind jetzt nicht
mehr nötig. Das Jahr 2023 hat einmal mehr gezeigt, dass es
höchste Zeit ist, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um sich
gegen überflüssige und auch unsinnige gegen die
Personaldienstleistung gerichtete Entscheidungen zu wehren.
Lichtblicke wie etwa das Urteil des Europäischen Gerichtshofes
pro Gesamtschutz in der Zeitarbeit dürfen keine Ausnahmen
bleiben. Begriffe wie „prekär“, „zweiter Arbeitsmarkt“
oder auch „Leiharbeit“ gehören endlich verbannt, denn
Personaldienstleistung ist längst viel mehr als nur bloße
Arbeitnehmerüberlassung. „New Work“ bedeutet eben nicht nur
„Work-Live-Balance“, sondern auch, neue Ideen im
Personalservice zu entwickeln, neue Märkte zu erschließen und
neue Formen der Aufgabenstrukturen zu definieren. Im GVP sind die
haupt- und ehrenamtlichen Kräfte aus BAP und iGZ vereint – das
bietet eine breitere professionelle Grundlage auch für die
Weiterentwicklung der Branche im Interesse der
Mitgliedsunternehmen und solcher, die es noch werden. Denn es
gilt, zahlreiche Herausforderungen unterschiedlichster Couleur zu
bewältigen. Ganz weit oben auf der To-do-Liste steht nach wie vor
die Digitalisierung. Wer konkurrenzfähig bleiben will, sollte
frühestmöglich auf moderne Kommunikations- und
Managementalternativen setzen, um den Ansprüchen volatiler
Märkte auch in Zukunft gerecht werden zu können. Daneben gilt
es, flexibel auf sich ständig ändernde Anforderungen zu
reagieren. Bestes Beispiel dafür ist die Integration
Geflüchteter in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft. Bereits in
der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Zeitarbeitsbranche
ideal für diese Aufgabenstellung ist – das bedeutet allerdings
nicht, die Hände in den Schoß legen zu können, denn mit der
sich modernisierenden Arbeitswelt steigen auch die
Qualifizierungsansprüche an das Personal. Und damit eröffnet
sich ein weiteres Feld in der Agenda der Branche: Die Aus- und
Weiterbildung auch des externen Personals wird eine
Herausforderung, der sich die Personaldienstleister – und der
Gesamtverband als Partner seiner Mitgliedsunternehmen – stellen
müssen. Damit einhergehen muss auch die Qualifizierung des
internen Personals, denn die Ausbildung zu
Personaldienstleistungskaufleuten muss mit den Entwicklungen
Schritt halten, um auf Augenhöhe bleiben zu können. Im eigenen
Fahrwasser zu kreuzen bietet zwar Sicherheit, doch neue Ufer
werden nur entdeckt, wenn der Blick über den eigenen Horizont
hinaus gerichtet wird – der GVP wird auf jeden Fall über den
deutschen Tellerrand schauen und sich wirtschaftlich wie auch
politisch europaweit orientieren, um neue Perspektiven zu
gewinnen. Es gibt viel zu tun, packen wir´s an.
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