Dr.
Dulger: „Geringqualifizierten nicht den Zugang zu
Beschäftigung verbauen“
Gewerkschaften opfern
Arbeitsplätze für organisationspolitische Interessen
Die baden-württembergischen Metallarbeitgeber haben die
Gewerkschaften davor gewarnt, Mitgliedergewinnung auf Kosten
vieler tausend Arbeitsplätze zu betreiben.
Der
Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Dr. Rainer
Dulger, sagte am 24. Februar in Stuttgart, wer wie die IG Metall
Zeitarbeit ablehne und befristete Beschäftigung sowie Werk- und
Dienstleistungsverträge verhindern wolle, der riskiere eine
prekäre Lebenssituation für manche Menschen in der deutschen
Wirtschaft. „Die IG Metall schadet mit ihrer
Verweigerungshaltung vor allem der Hauptproblemgruppe am
Arbeitsmarkt, den Geringqualifizierten“, so Dulger. Die
Debatte über flexible Beschäftigungsformen habe die
Gewerkschaft offensichtlich angezettelt, um die Zahl ihrer
Mitglieder zu erhöhen. Mitgliederwerbung und -gewinnung seien
legitim, „aber dann soll die Gewerkschaft ihre Motivation auch
klar benennen, anstatt vordergründig einen Kurswechsel für ein
gutes Leben auszurufen“.
Als
„wirklichkeitsfremd und völlig verzerrt“ bezeichnete Dulger
die Behauptung der Gewerkschaft, Unternehmen seiner Branche
würden bei Neueinstellungen Zeitarbeitnehmer oder befristete
Verträge bevorzugen. In der Metall- und Elektroindustrie
arbeiteten rund 95 Prozent aller Stammarbeitskräfte in
Vollzeit, der Anteil von Zeitarbeitnehmern an der
Stammbelegschaft liege bei 4,5 Prozent, nur 3,2 Prozent aller
Arbeitsverhältnisse seien befristet und lediglich 2,9 Prozent
aller Mitarbeiter seien geringfügig beschäftigt. „Wer
angesichts dieser Fakten ausgerechnet die Metall- und
Elektroindustrie als Beispiel für sogenannte prekäre
Beschäftigung anprangert, ignoriert die tatsächliche Lage in
den Betrieben“, erklärte Dulger.
Dessen ungeachtet sei Zeitarbeit zur Bewältigung von
Auftragsspitzen und zur Umsetzung von Projektarbeit
erforderlich. „Unsere Betriebe sind auf diese flexible
Beschäftigungsform angewiesen, um Marktschwankungen
auszugleichen“, betonte Dulger. Es gebe kein schneller
wirkendes arbeitsmarktpolitisches Instrument. Dieses zu erhalten
liege im Interesse von Unternehmen und Beschäftigten, da
wirtschaftliche Schwankungen in Zukunft noch heftiger und in
noch kürzeren Abständen erfolgen würden.
Nach Worten des Südwestmetall- Vorsitzenden sei es bedauerlich,
dass die IG Metall die erfolgreiche sozialpartnerschaftliche
Zusammenarbeit in der Krise offenbar vergessen habe. Der
Vorwurf, die Arbeitgeber hätten diesen Sozialpakt
aufgekündigt, sei absurd. Dass die Unternehmen in der Krise
trotz eines Auftragseinbruchs von durchschnittlich 30 Prozent
etwa 95 Prozent der Stammbelegschaften gehalten hätten, sei ein
beispielloses Bekenntnis der Betriebe zu ihren Mitarbeitern
gewesen. Trotz bis heute unterausgelasteter Kapazitäten seien
die Stammbelegschaften inzwischen wieder um bundesweit fast
50.000 Mitarbeiter angestiegen, für weitere 50.000 Mitarbeiter
bestehe in den nächsten zwölf Monaten Potenzial. „Diese
hocherfreuliche Entwicklung ist das ‚German
Beschäftigungswunder – Teil 2’ und gänzlich ungeeignet
für betriebliche oder gewerkschaftliche Protestaktionen jeder
Art“, sagte Dulger. (Südwestmetall)
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