Edgar
Schröder, Berater der Zeitarbeit Steht uns 2011 eine
Zeitenwende bevor?
Ob bei Johannes B. Kerner oder bei Günther Jauch - auf allen
Fernsehprogrammen sind derzeit bereits die alljährlichen
Rückblicke zum Jahreswechsel zu sehen: Fußball-WM in
Südafrika, der Eurovision Song Contest mit "unserer
Lena" oder der Rücktritt von Horst Köhler sind nur einige
von vielen Themen, an die wir in diesem Jahr erinnert werden.Und
was hat sich 2010 bei uns in der Zeitarbeitsbranche getan?
Lassen Sie uns zusammen zurückblicken! Erfreulich in diesem
Jahr war die unerwartet zügige Erholung der Wirtschaft nach dem
Krisenjahr 2009. Für die Zeitarbeit bedeutete dies einen
besonders rasanten Zuwachs, so dass mittlerweile mit mehr als
800.000 Zeitarbeitnehmern das Spitzenniveau vor der Krise sogar
überschritten werden konnte. Gleichzeitig erreichte die Branche
in diesem Jahr meines Erachtens aber auch einen Tiefpunkt,was
ihr Image anbelangt. Hierzu trug unter anderem die sogenannte
"Schlecker"-Affäre bei, die die Anzahl der negativen
Artikel über die Branche in die Höhe schnellen ließ. Vom
Jobwunder, das die Zeitarbeit 2010 schaffte, kam hingegen in der
Öffentlichkeit leider nur wenig an.
„Christentarife“
haben an Bedeutung verloren
Das laufende Jahr war auch geprägt von Veränderungen in der
Tariflandschaft.Lange warteten wir, ob die Branchenverbände
sich mit ihren Tarifpartnern überhaupt auf neue Tarifverträge
einigen würden. Dann schloss zunächst der AMP Anfang März ein
komplett neues Tarifwerk ab, es folgte wenige Tage später der
BZA und schließlich einigte sich im April auch der iGZ auf neue
Bedingungen. Parallel zu den Tarifverhandlungen beobachteten wir
dabei stets die Entscheidungen, die in Sachen Tariffähigkeit
der christlichen Gewerkschaften fielen. Bekanntlich steht hier
am 14. Dezember 2010 erneut eine Verhandlung an. Mit einer endgültigen
Entscheidung ist meines Erachtens aber auch dann noch nicht zu
rechnen. Wahrscheinlicher ist in meinen Augen, dass die
Angelegenheit an das LAG Berlin-Brandenburg zurückverwiesen
wird. Eines ist jedoch bereits jetzt klar:Durch die rechtliche
Auseinandersetzung haben die so genannten CTarife in 2010 eine
substanzielle Schwächung erfahren. Dieser Bedeutungsschwund
wurde zudem verstärkt durch die Tatsache, dass in mehr und mehr
Kundenunternehmen die Betriebsräte enormen Druck auf die Geschäftsleitungen
ausübten,
nicht mit Zeitarbeitsunternehmen zusammenzuarbeiten, die für
die Arbeitsbedingungen der Zeitarbeitnehmer C-Tarife zugrunde
legten.
Und
auch in der Politik stand das Thema Zeitarbeit bei vielen Gesprächen
auf der Agenda. Wäre es nach der Opposition gegangen, wären
die Möglichkeiten der Zeitarbeit wahrscheinlich schon deutlich
eingeschränkt worden. Aber auch in den Kreisen der CDU/CSU und
FDP gab es immer wieder Äußerungen einzelner Politiker, das AÜG
zu beschneiden. Was der aktuelle Austausch der Koalitionsspitzen
von CDU/CSU und FDP hinter den Kulissen hervorbringt und welche
Details die angestrebte Einigung haben wird, werden wir
voraussichtlich noch vor den Festtagen erfahren.
Arbeitnehmerfreizügigkeit wird sich kaum auswirken
Damit sind wir mittendrin beim Ausblick auf das nächste Jahr:
Was wird die Branche 2011 erwarten? Mit welchen Veränderungen
und Entwicklungen ist zu rechnen? Wie
gesagt,
ist derzeit noch nicht abzusehen, wie stark sich die
Stellschrauben im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz ändern
werden. Auch ob 2011 vielleicht doch ...
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