Bewegung
an allen Tariffronten
Für viele ist die Aussicht auf vier neue Tarifverträge
für die Zeitarbeitsbranche in den nächsten Wochen etwas
verwirrend. Verhandlungen sind bereits abgeschlossen, finden
derzeit statt oder starten demnächst. Wir wollen eine
Übersicht liefern, müssen aber betonen, dass die Drucklegung
des Artikels der 10.02.10 ist und sich, bis Sie diesen Artikel
lesen, schon wieder Neues ereignet haben kann. Bei dieser
Gelegenheit verweisen wir gerne auf die Internetseiten:
www.bd-aktuell.de oder auf www.inprogress.de auf denen Sie stets
aktuelle News oder auch alle aktuellen Tarifverträge downloaden
können.
AMP/CGB bestimmen die Tarifrichtung
"Totgesagte
leben länger", ein Sprichwort, wie gemacht für die
Tarifverträge zwischen AMP und CGB. Das Urteil des LAG Berlin
zur Tariffähigkeit der Tarifpartner des AMP zwingt die
Gewerkschaftsseite für die weitere Verbindung mit der
Zeitarbeit eine gründliche, rechtssichere Neuausrichtung
vorzunehmen. Dies bringt mit sich, dass ein total neues
Tarifwerk installiert werden muss.
Die
Wandlung der "Gefälligkeitstarife"
Wie man
hört, wird der CGB die Stimmung nach dem Urteil des LAG Berlin
und nach Schlecker nutzen, um mit einem unerwarteten Kraftakt
ein neues Tarifwerk mit dem AMP zusammen zu erstellen, das eine
neue Ära in der Bewertung von Zeitarbeit einleiten wird.
Die
Gültigkeit des Tarifwerkes ist ab dem 01.07.2010 zu erwarten.
Für die Entgeltgruppe I ist ein Einstiegslohn von 7,70 €
(West) und 6,60 € (Ost) vorgesehen. Die Tarifreduzierung in
den ersten vier Monaten soll ersatzlos gestrichen werden. Der
überarbeitete Inhalt des Tarifwerkes wird die neueste Auslegung
des Arbeitsrechts berücksichtigen und auch eine sogenannte
"Schleckerklausel" enthalten. Bei den vorgenannten
Fakten handelt es sich erst einmal um die Wünsche der CGB
Verhandlungskommission. Auf welche Ergebnisse man sich letztlich
einigen wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch in den Sternen.
Es ist durchaus vorstellbar, dass der "Schwarze Peter"
weiter gereicht wird und der AMP zusammen mit der CGZP weiterhin
einen gesicherten Weg in die Zukunft der Branche Zeitarbeit
beschreiten werden. Für einen kommenden Mindestlohn wird
ebenfalls eine Führungsrolle ins Auge gefasst.
BZA/DGB
Tarife - alles auf null?
Voller
Stolz meldete kürzlich der BZA den Abschluss der
Tarifverhandlungen mit dem DGB als "guter Tag für die
Zeitarbeit". Nachdem es dem BZA gelungen ist, die
DGB-Tarifgemeinschaft über Monate und Jahre immer wieder
hinzuhalten, kam es nun quasi "über Nacht", wie man
hört, unter ominösen Begleiterscheinungen, zu einer Einigung,
die sich auf den ersten Blick für die Branche Zeitarbeit
ausgesprochen positiv darstellt.
Bei
einer Laufzeit bis 30.04.2012 wurde eine zweimalige Erhöhung
der Löhne um jeweils 2,5 Prozent vereinbart. Eingeschlossen
wird eine Einmalzahlung über 80,- € zum 01.05.2010. Klare und
für die Branche annehmbare Fakten, sollte man meinen, wäre da
nicht das "klein Gedruckte". In Verbindung mit der
nach wie vor geplanten Mindestlohneinführung wurden etliche
Optionen festgeschrieben, die mit Sicherheit nicht sonderlich
positiv sind. Dazu gehören ein Sonderkündigungsrecht der
DGB-Tarifgemeinschaft, Wegfall des § 8.6 des
Manteltarifvertrages, die Diskussion über Branchenzuschläge
und einiges mehr.
Eine
Erklärungsfrist ist bis zum 10.02. festgesetzt und wie man
hört, ist kaum eine der in der Tarifgemeinschaft organisierten
Gewerkschaften mit dem Ergebnis zufrieden. Verhandlungsführer
Dombre hat von allen Seiten Kritik, wie bisher nie, einzustecken
und Nachverhandlungen werden massiv gefordert. Auf der IG Metall
Internetseite ZOOM springt dem Besucher die schlechte Stimmung
direkt in die Augen. Eigentlich alles überflüssig, denn im
klein Gedruckten hat man ebenfalls vereinbart, dass, sollten die
Christlichen Gewerkschaften höhere Tarife vereinbaren, neu
verhandelt wird. Was lernen wir daraus? Da beim AMP zur Zeit
fleißig gebastelt wird, bekommt der BZA wahrscheinlich vorerst
keinen neuen Tarifvertrag, keine Rechtssicherheit für die
Anwender des alten Tarifvertrages, alles ist unklar, alles ist
offen, also folglich erst einmal wieder alles auf null.
iGZ
- nur noch Mitläufer?
Es ist
schon seltsam, obwohl der iGZ unbestritten der Verband mit den
zahlenmäßig meisten Mitgliedsfirmen ist, wird er von seinem
"Sozialpartner" DGB wie der kleine Bruder des BZA
behandelt. Obwohl man seit Monaten bemüht war, den Vorgaben des
AÜG Rechnung zu tragen und Rechtssicherheit für die Anwender
des iGZ/DGB Tarifwerks herbeizuführen, lehnte der
DGB-Verhandlungsführer bisher Gespräche rigoros ab, bevor
nicht mit dem BZA abgeschlossen sein würde.
Nun, da
der BZA zumindest vorübergehend Ergebnisse vorzuweisen hat,
kündigte man vonseiten des iGZ eilig den baldigen Eintritt in
Tarifverhandlungen an.
Ob
daraus allerdings in absehbarer Zeit etwas wird, wird
letztendlich von der Reaktion der DGB Tarifkommission und der
Verhandlungsführung auf die Zahlen aus dem AMP Lager abhängen.
Durch die unendliche Verzögerungs- und Verweigerungstaktik von
iGZ und BZA haben sich beide Verbände in eine Position
gebracht, aus der heraus sie aktuell nur sehr eingeschränkt
reagieren können. Profitiert von der Situation hat einzig der
AMP, der z.Z. bestimmt, was tariflich künftig läuft in der
Branche der Personaldienstleister.
Mercedarius
- Etappensieger
Mit
einer Laufzeit, bis zum 31.12.2010 wurden neue Entgelttarife
für Ost und West unter Dach und Fach gebracht. Mit
Einstiegslöhnen von 7,45 € (West) und 6,90 € (Ost) in
Lohngruppe I wird man nach Abschluss der Lohnrunde 2010
voraussichtlich der Verband mit den niedrigsten Löhnen in der
Zeitarbeit sein. Vom Wunsch nach sozial anspruchsvolleren
Tarifverträgen als bei den konkurrierenden Verbänden ist somit
nichts mehr übrig geblieben. Die Zeiten ändern sich, nur
manche ändern sich allerdings mit den Zeiten.
Bei
Fragen wenden Sie sich bitte an den Autor dieses Artikels
Klaus
Spazier inprogress - Service für Zeitarbeit
Telefon: 04941-982400 Mail: spazier@inprogress.de
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